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Datenbasierte Führung: Wie man mit Daten einer globalen Herausforderung begegnet

Von Micalyn Harris, Präsidentin und CEO von ELPRO Services, Inc., eine Tochtergesellschaft der ELPRO-BUCHS AG, verantwortlich für den amerikanischen Kontinent.

 

Stellen Sie sich folgendes Szenario: 300 Millionen Medikamentendosen sind unwirksam, weil sie bei der falschen Temperatur transportiert oder an die falsche Bevölkerung verteilt wurden. Das wäre eine totale Katastrophe. Um ein solches Szenario während der Covid-19-Pandemie zu vermeiden und das komplexeste Kühlkettenpuzzle der Geschichte zu lösen, verliess sich die US-Regierung auf Führungsstärke und Daten.

Daten bilden die Grundlage für alle ELPRO Lösungen und versorgen unsere Kunden mit den notwendigen Informationen, um fundierte Entscheidungen zu treffen. Ob es um Strategie, Verpackung, Austausch von Geräten oder die Sicherheit von Produkten geht - Daten sind das A und O. Der Zugang zu all diesen Daten ist jedoch nutzlos, wenn nicht zwei wesentliche Dinge geschehen. Erstens müssen die richtigen Daten gesammelt werden. Falsche oder unvollständige Daten führen zu falschen Entscheidungen. Zweitens muss eine Führungskraft festlegen, wie und wann die Daten verwendet werden sollen. Mit anderen Worten: Die richtigen Informationen müssen mit den richtigen Personen kombiniert werden.

Der Zusammenhang zwischen Führungsstärke und Daten ist subtil, aber entscheidend. Ich hatte die Gelegenheit, mit Generalmajor a. D. Chris Sharpsten von der US-Armee über seine Führungsqualitäten und die Verwendung von Daten in einer der schwierigsten Zeiten in der Geschichte unseres Landes zu sprechen. Da während der Covid-19-Pandemie die öffentliche Gesundheit auf dem Spiel stand, war für die Koordinierung eine noch nie dagewesene Führungsstärke erforderlich.

 

Eine Karriere in der Führungsebene

Führungsqualitäten können entwickelt werden, aber bestimmte Eigenschaften sind angeboren. Sharpsten diente von 2001 bis 2007 als Offizier der Delta Force (Special Forces). Er beschreibt sich selbst als «getrieben» und erwähnt, dass nicht alle Kameraden für Offiziersrollen ausgewählt werden. Vor der Pandemie war einer der Meilensteine in Sharpstens Laufbahn der Aufbau von Instandhaltungskonzepten im Nahen Osten. Er arbeitete in einem Bereich des US-Zentralkommandos, der für eine 20 Länder umfassenden Region im Nahen Ostens zuständig war. In dieser Region, die durch politische und wirtschaftliche Probleme gekennzeichnet war, musste logistische Risikominderung betrieben werden.

Durch seine Untersuchungen wurde klar, dass der Grossteil der Unterstützung für diese Region über Schiffe von der Ostküste der Vereinigten Staaten erfolgen musste, einige Schiffe sollten auch aus dem Pazifik kommen. Diese Schiffe durchquerten das Mittelmeer, den Suezkanal, das Rote Meer und die saudi-arabische Halbinsel. Ein besonders schwieriges Gebiet war die Strasse von Hormuz, wo die iranische Marine mit Schiffe ausschwärmte und Probleme verursachte. Dabei erfolgte 90 Prozent der Versorgung über diesen Weg per Schiff. Unter der Leitung von Sharpsten entschärfte das Militär das Risiko, indem es neben der jahrzehntealten Süd-Nord-Passage durch die Strasse von Hormuz eine neue Versorgungsroute einrichtete. Er richtete eine neue West-Ost-Route ein, die die Problemgebiete vollständig umging und Häfen in Israel, Jordanien und am Roten Meer erschloss. Die Waren wurden auf dem Landweg über Israel, Jordanien und das Königreich Saudi-Arabien in den Irak und nach Kuwait transportiert, wodurch die Risiken und Bedrohungen, die vom Iran ausgingen, verringert wurden.

Diese Erfahrungen nutzte Sharpsten, als er in das Team der «Operation Warp Speed» berufen wurde. Unter der Leitung von General Gustave Perna hatte Sharpsten die Aufgabe, die grosse Herausforderung zu meistern, bis Dezember 2020 300 Millionen Impfstoffdosen zu verteilen. Während der Pandemie stand das Militär bei den taktischen Anforderungen an vorderster Front, wobei massgeblich das Heer, die Luftwaffe und die Marine beteiligt waren. Mehrere Organisationen arbeiteten zusammen, um das gemeinsames Ziel zu erreichen. Später arbeiteten bei der «Operation Warp Speed» kommerzielle und industrielle Partner mit dem Militär zusammen, um den gemeinsamen Auftrag zu erfüllen.

 

Lösung eines «knallharten» Problems

Sharpsten arbeitete mit Unternehmen zusammen, um ein Verteilsystem für die Impfstoffe und ein integriertes Netzwerk für den Datenaustausch zwischen Bezirken, Bundesstaaten, Territorien, der Bundesregierung und indigenen Gruppen zu entwickeln. Sharpsten erklärte, dass Daten eine entscheidende Rolle bei der Lösung des Problems spielten. Es galt, sich auf einen gemeinsamen Satz anerkannter Daten zu einigen. So musste beispielsweise ermittelt werden, wie viele Impfstoffe zur Verfügung standen und wer sie erhalten würde. Diese Fragen stellten ein verfassungsrechtliches Dilemma dar. Auf Bundesebene benötigte man ein Datensystem, das Informationen bis hinunter auf die Ebene der Bundesstaaten, Bezirke, Stämme und Territorien weitergeben konnte. Das Gesundheitssystem der USA wird jedoch von der Privatwirtschaft betrieben und von den einzelnen Bundesstaaten verwaltet. Dies machte eine Integration auf Bundesebene erforderlich.

Wie bei jedem Geschäftsmodell mussten die Daten in beide Richtungen fliessen. Vereinbarungen mit den einzelnen Bundesstaaten und Gebieten ermöglichten den gemeinsamen Zugriff auf einen föderalen Datenspeicher, der als zentrale Datenquelle für Beschaffungsverträge, Impfdosen und mehr diente. Die Regierung benötigte Informationen von den Kunden, in diesem Fall von den Bundesstaaten, Bezirken, Stämmen oder Gebieten. Der bidirektionale Datenaustausch umfasste das Hochladen von Verwaltungsdaten, um zu verfolgen, wo die Impfstoffe hergestellt und geliefert wurden. Auf diese Weise konnte das Weisse Haus sofort reagieren, sollte ein bestimmter Staat oder eine bestimmte Gemeinde nicht die benötigten Impfstoffe erhalten. Das Datensystem, mit dem die Benutzer Informationen aus dem Datenpool extrahieren konnten, hiess «Tiberius».

 

Transparenz als ein entscheidender Faktor

Die Verwendung und die Weitergabe von Daten über Tiberius waren entscheidend für den Erfolg. Um Vertrauen zu schaffen, mussten die Daten transparent und genau sein. Fehlerhafte Daten hätten das untergraben. Daher war die Verwendung von Daten und der Austausch von Informationen von grösster Bedeutung. Um genaue Daten zu gewährleisten, wurden alle Informationen, einschliesslich der Daten von FedEx und UPS, in das System eingegeben. Ein Schlüsselaspekt war das Verständnis dessen, was nicht nur während der Verteilung, sondern auch danach geschah. Die Daten waren so umfassend, dass damit selbst die Menge an Impfstoff in den Regalen der Apotheken überwachen werden konnte. Alle Daten wurden über Tiberius rückverfolgt.

Ein weiterer wichtiger Aspekt bei der Nutzung der Daten war Transparenz. Keine Einrichtung sollte mehr Impfstoffe erhalten als zugeteilt. Und der Algorithmus selbst musste transparent, fair und gerecht sein. Jeder Bundesstaat hatte gute Argumente, warum er mehr Impfstoffe erhalten sollte, unter anderem aufgrund der demografischen und bevölkerungsbezogenen Faktoren. Das Center for Disease Control and Prevention (CDC) entwickelte eine äusserst komplexe Formel mit 24 Variablen, um die Verteilung zu bestimmen. Da diese Formel jedoch extrem kompliziert war, empfahlen das US-Gesundheitsministeriums, das Verteidigungsministeriums und die Operation Warp Speed, eine einfache bevölkerungsbasierte Formel zu verwenden, die die Argumente aller Beteiligten untergrub. In diesem Fall lieferten weniger Daten bessere Ergebnisse.

 

Von entscheidender Bedeutung: Temperaturdaten

Neben den Bevölkerungsdaten spielten auch die Temperaturdaten eine entscheidende Rolle bei der erfolgreichen Verteilung. Wären Impfdosen aufgrund nicht eingehaltener Temperaturen nicht mehr sicher oder unwirksam gewesen, wären die Verteilungsbemühungen sinnlos gewesen. Das hätte die Sicherheit der Bevölkerung gefährdet. Die Regierung hatte beträchtliche in die Beschleunigung der Impfstoffentwicklung und -verteilung investiert. Deren Wirksamkeit WAR daher von grösster Bedeutung und durfte nicht beeinträchtigt werden. Temperaturdaten waren für den Nachweis der Wirksamkeit des Impfstoffs von entscheidender Bedeutung und stellten eine noch nie dagewesene Herausforderung für die Kühlkette dar.

Das Verteilsystem in den USA war schlecht auf den Umgang mit zugelassenen pharmazeutischen Produkten vorbereitet, insbesondere auf solche, die bei -80 °C gelagert werden mussten. Da nur wenige Einrichtungen in der Lage waren, Produkte bei extrem kalten Temperaturen zu lagern, mussten sie diese Fähigkeit schnell ausbauen, um voranzukommen. So ermittelte Pfizer beispielsweise Vertriebsnetze und arbeitete mit Unternehmen wie Thermo Fisher und Stirling Ultracold zusammen, um Distributions- und Lagerlösungen zu finden. Diese Lösungen umfassten die gesamte Lieferkette und schlossen Unternehmen wie ELPRO ein, die Ultra-Tiefkühl-Temperaturen aus der Ferne überwachen konnten.

 

Anspruchsvolle Aufgabe: Transport und Lagerung in weit entfernten Regionen

Eine weitere komplexe Anforderung war die Lieferung von Impfstoffen in weit entfernte Regionen der Welt, in denen Amerikaner lebten und arbeiteten, z. B. in Kampfgebiete, Botschaften und Konsulate. In Übereinstimmung mit den strengen Temperaturanforderungen wurden die Impfstoffe mit internationalen Flügen und auf dem Landweg zu den Botschaften transportiert, wo sie in den Konsulaten gelagert wurden. Jedes Konsulat musste über Möglichkeiten der Lagerung bei -80 °C verfügen, was eine grosse Herausforderung darstellte.

Erschwerend kam hinzu, dass die Konsulate in Ländern wie Tschad, Niger und Kambodscha, die nur eine geringe Bevölkerungszahl haben, für eine angemessene Lagerung und effiziente Verteilung der zugeteilten Dosen sorgen mussten. Dies erforderte eine genaue Koordinierung, um die Verschwendung zu minimieren und sicherzustellen, dass die richtige Art und Menge von Impfstoffen verteilt wurde. Die Verabreichungsstellen mussten innerhalb von 24 Stunden nacheinander mit Impfstoffen und Verabreichungssets beliefert werden und über alle erforderlichen Lagerungsmöglichkeiten verfügen. Die Erfassung dieser Daten war für eine erfolgreiche Verteilung unabdingbar.

 

Fazit

Das Operation Warp Speed Team hatte eine Mission, die ihresgleichen sucht: die beschleunigte Herstellung, Zertifizierung, Verteilung und Verabreichung von 300 Millionen Dosen des Covid-19-Impfstoffs an die amerikanische Bevölkerung bis spätestens Dezember 2020. Das Team hatte es sich zum Ziel gesetzt, der amerikanischen Bevölkerung Impfstoffdosen zu liefern. Aber wie genau? Durch Datenerfassung, die richtige Nutzung von Informationen und faktenbasierte Führungsentscheidungen. Sharpsten liess mich mit diesem Bild zurück: Am 1. März 2020 gab es einen Nachrichtenartikel mit einem Foto eines der ersten Opfer, das aus einem Pflegeheim in Oregon gerollt wurde. Jeder Schritt der Mission zielte darauf ab, solche weit verbreiteten Vorkommnisse zu verhindern - und es ist ihnen gelungen.

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